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Zwei, die an einem Strang ziehen

Mi 28.05.2025
Fotos: Justus Stegemann/Andreas Gora
Fotos: Justus Stegemann/Andreas Gora

Jake Hanes in neun Bundesliga-Matches wertvollster Spieler, Daniel Malescha in weiteren vier Partien zum MVP gewählt – die Diagonalangreifer der BR Volleys standen in der zurückliegenden Saison häufig im Rampenlicht. Umso erfreulicher, dass der US-Amerikaner und der gebürtige Münchner in der kommenden Spielzeit weiter das Trikot des Rekordmeisters tragen werden. Wobei die Konstellation für einen der beiden nicht immer einfach ist.

Bei der Saisonabschlussparty im VIP-Bereich der Max-Schmeling-Halle Anfang Mai brach es aus ihm heraus. Kaweh Niroomand hatte gerade die Vertragsverlängerung Daniel Maleschas um ein Jahr verkündet, was die Fans mit tosendem Applaus quittierten. Dann ließ der Geschäftsführer auch noch anerkennende Worte über den „feinen Kerl“ folgen, der sich „nie über seine Rolle beschwert und eigentlich verdient hätte, viel öfter zu spielen“. Da begann der 2,03 Meter große Nationalspieler plötzlich zu schluchzen. „Erstens, weil so eine Freude im Raum herrschte, dass ich noch ein Jahr bleibe“, erklärt der 31-Jährige seine heftigen Emotionen, „und dann, dass Kaweh so nette Worte über mich sprach. Das habe ich so nicht kommen sehen, das hat mich sehr berührt.“ Einer der ersten, die ihn aufmunterten, war übrigens Jake Hanes.

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Das Verhältnis der beiden zueinander, die ja eigentlich Konkurrenten sind, war von Beginn an sehr gut. Als Hanes nach drei Jahren in Polens zweiter und erster Liga nach Berlin kam, war er für die meisten ein beinahe unbeschriebenes Blatt, international nicht sonderlich in Erscheinung getreten, wurde gar von ein paar vorlauten Kritikern als möglicher Fehleinkauf eingestuft. Von wegen Fehleinkauf, die Häme erwies sich als krasse Fehleinschätzung, wenngleich da noch niemand vorhersehen konnte, dass Hanes es zum Saison-MVP bringen und sogar in der Champions League eine herausragende Rolle einnehmen würde. Auch Malescha natürlich nicht, der den Neuankömmling in der anfangs noch kleinen Berliner Trainingsgruppe freundlich empfing und ihm zeigte, was man als Neuer wissen muss. „Daniel hat mir bei allem geholfen, mich schnell im Team und in der Stadt einzuleben“, erzählt der Amerikaner, „dafür bin ich ihm sehr dankbar.“ Keine Ursache, kommt als Reaktion. Warum auch? „Wenn ich irgendwo neu bin, habe ich das doch auch gern, dass da jemand ist, der mir alles zeigt“, sagt Malescha. So viel zum Thema „feiner Kerl“. Beide gingen hin und wieder zusammen aus, einmal sogar gemeinsam segeln. Hanes hat sich bei so viel Zuwendung sofort wohl gefühlt, in der Mannschaft wie in Berlin. Dieses Gefühl ist bis heute nicht verflogen.

Zu Beginn war noch nicht so klar, welcher der Diagonalangreifer sich auf dem Feld als Nummer eins durchsetzen würde. Nach einer wenig erbaulichen Debütsaison 2023/24 mit vielen gesundheitlichen Problemen hatte Malescha als Hausaufgabe mit in die Sommerpause bekommen, seinen Körper zu stählen. Der Erfolg war mess- und sichtbar: Sechs Kilo an Muskelmasse hatte er zugelegt und wirkte tatsächlich in seinem zweiten Jahr in Berlin so fit wie noch nie, blieb von Verletzungen verschont. Hanes ist sowieso superathletisch, hatte auch einen guten Start, bis die erste kleine Schwächephase kam. „Ich musste mir aber keine Sorgen machen“, sagt er, „ich wusste ja Daniel an meiner Seite. Er stand wie ein Fels hinter mir.“ Der sofort für ihn einsprang: „Jake hat das nicht als Bedrohung für sich gesehen. Eher schien er mir dankbar zu sein, dass ich da bin, wenn er mal Hilfe braucht.“ Malescha war mehr als das, bot beständig gute Leistungen, „meine Auftritte, ob im Training oder im Spiel, waren durch die Bank überzeugend. Das wurde mir auch vom Coach Joel Banks und von Kawehs Seite bestätigt.“  

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Nur: Je weiter die Saison voranschritt, desto stabiler wurden die Leistungen des US-Boys. „Jake hat total eingeschlagen, unfassbar gespielt, natürlich waren meine Spielanteile dann recht gering“, ordnet Malescha die Situation selbst ein. Meistens durfte er nur gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte ran, lieferte dann jedoch zuverlässig. In anderen Partien sprang er ein, etwa gegen den VfB Friedrichshafen oder die SVG Lüneburg. „Es ist ein paar Mal passiert, dass ich reinkam, ganz gut spielte und doch wieder für Jake runter musste“, erinnert er sich, „das ist nicht einfach. Aber das ist meine Rolle.“ Am Ende wurden diese Spiele gewonnen. „Da kann man nur sagen, der Coach hat die richtige Entscheidung getroffen“, sagt Malescha, fügt aber hinzu: „Aus meiner Perspektive betrachtet, wäre ich natürlich trotzdem gern mal drauf geblieben und hätte das Spiel selbst zu Ende gebracht.“

Soll man sich jetzt darüber beklagen oder dem anderen gar ein paar Fehler wünschen? Das wäre nicht Daniel Malescha: „Ich bin hier nicht die Hyäne und freue mich, wenn Jake schlecht spielt. Sondern ich komme rein, tue meinen Job und helfe, so gut ich kann. Man arbeitet zusammen daran, dass die Mannschaft erfolgreich ist.“ Auch deshalb lobt Niroomand: „Daniel ist für uns ein idealer zweiter Diagonaler. Er akzeptiert seine Position, da gibt es kein Murren.“ Man könne ihn auf Bundesligaebene bedenkenlos in jedem Spiel einsetzen. Mit mehr Praxis, glaubt der Geschäftsführer, könne er sich durchaus noch weiter steigern.

Nur führte an Hanes zuletzt kein Weg vorbei. Der Mann aus Illinois hat sich in Berlin beständig weiterentwickelt, in seiner Technik, bei den Abläufen, in seiner mentalen Herangehensweise, wie sich am Ende der psychisch sehr fordernden Duelle mit Lüneburg im Playoff-Finale zeigte. Zuvor war der 27-Jährige mit seinen Emotionen einmal über das Ziel hinausgeschossen. „Jake ist ein unglaublich intelligenter und rationaler Mensch“, sagt Niroomand, der einige Vier-Augen-Gespräche mit Hanes führte, „mit einer hohen Reflexion.“ Wenn man dazu bedenkt, wie enorm die Erwartungshaltung war, dass er in die Fußstapfen von Benjamin Patch und Marek Sotola treten musste – „er übertrumpft seine Vorgänger alle“, findet der Geschäftsführer. Obwohl noch immer reichlich Luft nach oben sei, in einigen Bereichen sei „riesiges Verbesserungspotenzial. Wir können froh sein, dass wir ihn haben.“ Mindestens eine weitere Saison, denn seinen Vertrag in der Hauptstadt wird er erfüllen. Und wenn Hanes sagt: „Ich will mein Service konstanter schlagen. Mal habe ich gute Tage, an anderen Tagen habe ich zu viele Fehler gemacht“, sollte man wissen, dass er mit 24 Assen in den Playoffs der uneingeschränkte Aufschlag-König war und sogar am Geschwindigkeitsweltrekord kratzte. Die Konkurrenz darf sich Sorgen machen.

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Nicht die Konkurrenz im eigenen Team. Daniel Malescha, der sich aktuell mit der deutschen Nationalmannschaft auf die Volleyball Nations League vorbereitet, will daran arbeiten, seinen Körper gesund und stabil zu halten. Um weiter ein wertvoller Teil des Teams zu sein und das Vertrauen vom Coach und seinen Mitspielern zu spüren. „Ich glaube, das gibt Jake und den anderen Sicherheit, dass alle wissen, es gibt da noch einen, der reinkommt und das gut übernehmen kann, wenn es Probleme gibt“, beschreibt Malescha seine Ziele für kommende Saison. „Es geht darum, Jake zu entlasten. Vielleicht können wir dadurch sogar noch einen Tick erfolgreicher sein, speziell in der Champions League, wenn Jake mal pausieren kann.“ Niroomand ist zuversichtlich, dass genau das passieren könnte: „Daniel muss weiter gesund bleiben, dann macht er wieder einen Schritt vorwärts, in jedem Fall.“ Irgendwie kann man jetzt schon gespannt sein auf die Emotionen bei der nächsten BR Volleys Abschlussfeier.

Wer das Diagonalangreifer-Duo in der nächsten Spielzeit regelmäßig in Aktion sehen möchte, kann sich hier die Saisonkarte 25/26 sichern: www.br-volleys.de/tickets

 

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