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Ein Trio bleibt: Neues Konzept im Mittelblock

Di 20.05.2025
Fotos: Justus Stegemann/Andreas Gora
Fotos: Justus Stegemann/Andreas Gora

Die Fans in Orange müssen sich vor der im Oktober beginnenden 52. Bundesligasaison nicht auf viele neue Namen einstellen. Die meisten der Spieler der BR Volleys, die am 3. Mai den 15. Meistertitel perfekt gemacht haben, bleiben in Berlin, ebenso wie das Trainerteam. Kontinuität besteht damit auch im Mittelblock, wo drei von vier Nationalspieler weiter für den Rekordmeister aufschlagen. Allerdings wird das Konzept ein wenig verändert.       

In den vergangenen beiden Jahren hatte Cheftrainer Joel Banks im Mittelblock eine Luxussituation. 2023/24 bildeten mit Nehemiah Mote, Tobias Krick, Saso Stalekar und Timo Tammemaa vier gestandene Profis im Wechsel das Abwehrbollwerk. In der Saison darauf ersetzte der deutsche Nationalspieler Florian Krage den nach Slowenien zurückgekehrten Stalekar, für den nach Japan weiterziehenden Esten Tammemaa kam der US-Amerikaner Matthew Knigge aus Lüneburg nach Berlin. Erneut waren das vier etablierte Mittelblocker mit unterschiedlichen Stärken. Bei vielen anderen Bundesligateams hätte jeder Einzelne von ihnen wohl einen Stammplatz sicher. Worin zugleich die Krux liegt: In der Hauptstadt mussten häufig, vor allem in den entscheidenden Partien, zwei einsatzbereite Topspieler zuschauen. Wobei das Konzept andererseits durchaus aufging. Die meisten Verletzungen treten bei Mittelblockern auf, sie sind die am stärksten beanspruchten Akteure im Volleyball, auch bei den BR Volleys. An gutem Ersatz mangelte es in solchen Phasen aber nie.

Trotzdem hielt sich bei Spielern und Verantwortlichen ein Gefühl: „Wir konnten nicht allen gleichmäßig Einsatzzeiten geben. Das ist aber gerade im Mittelblock sehr wichtig“, sagt Geschäftsführer Kaweh Niroomand. „Im Angriff brauchst du mit dem Zuspieler fast ein blindes Verständnis. Dazu musst du viel miteinander trainieren und spielen.“ Banks hat allen so oft wie möglich Chancen gegeben, so hatte während der Saison jeder seine starken Auftritte und Phasen. Doch die begrenzte Spielzeit musste sich eben aufgeteilt werden und hinzu kommt: „Wenn es am Ende um Meisterschaft und Titel geht, musst du eine eingespielte Sechs haben“, erklärt Niroomand. Da wurde nicht mehr experimentiert, sondern standen in beiden Jahren Mote und Krick auf dem Feld. „Insofern ist es zuletzt nicht für jeden glücklich gelaufen. Ich kann mir denken, dass zum Beispiel Florian sein Potenzial nicht ganz herausbringen konnte. Bei Matthew war es auch so.“

Eine Missstimmung gab es dadurch laut Florian Krage nicht: „Ich war zufrieden mit der Chemie mit den anderen Mittelblockern“, erzählt der Norddeutsche, „das hat gut funktioniert. Ich habe das zu viert auch als angenehm empfunden.“ Dass Krick sich entschieden hat, nächste Saison nicht für die BR Volleys aufzulaufen, sieht er nicht als Gewinn für sich, sondern als Verlust für die Mannschaft. Natürlich könne sich jeder ausrechnen, dass die Chancen auf Einsatzzeiten steigen, wenn man nur noch zu dritt sei, aber: „Wir verlieren einen sehr guten Mitspieler auch abseits des Feldes. Ich hätte sehr gern mit ihm weitergemacht.“

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Was nichts daran ändert, dass sich aus solchen Konstellationen logischerweise Unzufriedenheiten ergeben können. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, „wir haben die Konsequenzen gezogen“, sagt Niroomand, „wollen in den kommenden Jahren zu dem alten System zurückkehren mit drei fertig ausgebildeten Mittelblockern.“ Dazu wird ein vierter und talentierter junger Mann kommen. „Das soll in naher Zukunft einer aus unserem Nachwuchsbereich sein.“ Nun ist es aber nicht so, dass nach dem Abgang von Krick für den Moment ein Mangel an starken Mittelblockern bestünde. Mote ist in Topverfassung aus der Mannschaft nicht wegzudenken, weil er alles mitbringt, was sich Trainer wünschen. „Nemo spielt in dem Kontext eine Sonderrolle“, sagt Niroomand, „er hat Block, er hat Aufschlag, er hat Angriff.“ Der Australier, seit 2021 in Berlin und mit einem neuen Einjahresvertrag ausgestattet, ist als Spieler quasi komplett, seine Aura auf dem Feld spürbar. Als Problem erwies sich bei ihm in der Vergangenheit hin und wieder jedoch der Körper. Als Vater von drei noch kleinen Kindern quält er sich neben den typischen Mittelblocker-Blessuren häufiger als andere mit Erkältungen herum, die ihn dann in seiner Form zurückwerfen.

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Aber Krage und Knigge stehen bereit. Beide hatten wahrlich keine schlechte Spielzeit, man sollte nicht vergessen, dass sie erstmals Deutscher Meister und DVV-Pokalsieger wurden. Und wenn sie spielten, enttäuschten sie nicht. „Ich bin ganz zufrieden mit der Saison“, blickt der Norddeutsche Krage zurück, nicht nur wegen der Titel: „die Spielzeiten, die ich bekommen habe, habe ich ganz gut genutzt, hatte wenig Matches, wo es mal wirklich schlecht lief.“ Ein Blick in die Statistik zeigt sogar etwas Unerwartetes. In der Bundesliga-Hauptrunde erzielte der 28-Jährige 107 Punkte in 49 Sätzen, in denen er eingesetzt wurde. Das waren die meisten unter den Berliner Mittelblockern. Ihm am nächsten kam der zu Saisonbeginn meist startende Knigge (104/39) vor Mote (86/45) und Krick (85/42). In den Playoffs ergab sich allerdings ein umgekehrtes Bild. Da lag Krick vorn mit 63 Punkten in 27 Sätzen vor Mote (57/26). Krage (7/7) und Aufschlagjoker Knigge standen selten vorn auf der Platte (3/16).

Knigge steht noch ein Jahr unter Vertrag, Krage hat gerade einen neuen Zweijahresvertrag unterzeichnet. Was sein Plan ist, dürfte klar sein: „Sagen wir mal so, ich habe nicht noch mal unterschrieben, um die ganze Saison als dritter Mittelblocker auf der Bank zu sitzen.“ Wenn es am Ende um die Meisterschaft gehe, sei es okay, die eigenen Bedürfnisse mal ein bisschen zurückzustellen, „man will das Ding ja jetzt gewinnen“. Aber nun soll es vorwärts gehen. Er wähnt sich auf dem richtigen Weg, will „so weitermachen wie bisher. Ich bin happy, dass ich hierbleibe, noch mal das Vertrauen bekommen habe“. Niroomand hofft „sehr stark, dass Florian noch einen Schritt nach vorn macht. Er hat gute Voraussetzungen und muss sich durchsetzen.“

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Nicht viel anders ist es beim 29-jährigen Knigge. „Ihn haben Probleme an den Knien fast die ganze Saison begleitet“, berichtet der Geschäftsführer, „bis unser Doktor das mit seinem Team ganz gut in den Griff gekriegt hat“, lobt er den Mannschaftsarzt PD Dr. Oliver Miltner. Nach einem viel versprechenden Saisonstart hatte der US-Amerikaner durch die Zwangspausen etwas seinen Rhythmus, seinen Spielfaden verloren und ihn bis zum Schluss nicht wiedergefunden. Auch seine Beweglichkeit, von der sein Spiel lebt. Wie von seinen gefürchteten Hybrid-Aufschlägen. „Die sind brandgefährlich, wenn sie kommen“, meint Niroomand, der eine Gemeinsamkeit sieht bei Krage und Knigge: „Matthew und Flo haben beide wesentlich größeres Potenzial, als sie dieses Jahr aufs Feld bringen konnten. Sie hatten einfach zu wenig Möglichkeiten, sich zu zeigen. Das muss anders werden, besser werden. Damit die Beiden auch wertvoller für uns werden.“ Und so bei dem neuen Konzept mit drei erfahrenen Mittelblockern und einem mit jugendlicher Frische die sportliche Qualität der BR Volleys die gleiche bleibt.

Wer das bekannte und beliebte Mittelblocker-Trio in der nächsten Spielzeit regelmäßig in Aktion sehen möchte, kann sich hier die Saisonkarte 25/26 sichern: www.br-volleys.de/tickets

 

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