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Simon Plaskie: Erst Urlaub auf Bali, dann Attacke in Berlin

Mit großen Ambitionen kam Simon Plaskie im Sommer 2024 zu den BR Volleys und sammelte direkt Titel. Doch auf seiner Position musste der hochtalentierte Außenangreifer aus Belgien in seiner ersten Saison um jede Einsatzchance hart kämpfen. Dennoch spricht der 24-Jährige positiv von der „großartigen Erfahrung“, in Berlin gelandet zu sein. Und davon, dass er in seinem zweiten Jahr einen weiteren Schritt vorwärts machen will.
Simon Plaskie liest gerade die Biografie des berühmtesten Sportlers der Welt mit der Nummer 7 auf dem Trikot. Unter Palmen. Der junge Mann hat Zeit dafür, genießt einen ausgedehnten Urlaub auf Bali. Er trägt selbst den Dress mit der 7 bei den BR Volleys, so wie zuvor schon beim belgischen Champion Knack Roeselare, wo er zweimal Meisterschaft und Pokal gewann. In der deutschen Hauptstadt ging es nun genauso mit einem Double weiter, der Gewinn des Ligacups kam sogar noch on top. Trotzdem muss er lachen bei dem Vergleich. Cristiano Ronaldo ist ja wohl eine andere Hausnummer, bei allem Selbstbewusstsein. Dass er sich für die Sieben entschied, hat auch nicht direkt mit dem Fußballstar zu tun. Plaskie mag einfach die Zahl, und zugegeben, Ronaldo mag er auch, sonst würde er kaum dieses Buch lesen: „Ich bin ein Fan von ihm, mir gefällt seine Persönlichkeit. Wie er ist.“
Dabei schaut der Kicker von der portugiesischen Blumeninsel Madeira doch oft so streng. Der Berliner Außenangreifer tut das nicht – im Gegenteil. „Simon ist ein unheimlich guter Typ, lebensfroh, trägt immer zur guten Stimmung bei“, beschreibt BR Volleys Geschäftsführer Kaweh Niroomand den Spieler, den er schon eine Weile beobachtet hatte, bevor er ihn zum Deutschen Meister lotste und von dessen sportlichen Qualitäten er absolut überzeugt ist. Mit 24 Jahren ist Plaskie noch jung, „hat eine sehr gute Technik, enorme Sprungkraft. Er kann gut blocken, gut angreifen“. Ein klassischer Allrounder, und „im Training zeigt er manchmal extrem gute Leistungen“. Niroomand sagt allerdings im nächsten Atemzug: „Wir müssen sehen, dass Simon in der nächsten Saison mehr Einsätze bekommt. Er hat bei uns noch nicht so recht gezeigt, was er wirklich kann.“
Was dem Belgier die Laune nicht verdirbt, zumindest lässt er sich das nicht anmerken. Als positiv veranlagter Mensch sieht er eben leichter über das Negative hinweg. „Ich hätte auch zu einem anderen Verein gehen können“, merkt der Flame an, „dort hätte ich vielleicht mehr spielen können. Ich habe mich aber für Berlin entschieden.“ Die Herausforderung hat ihn gereizt, neben der Aussicht, zu einer sehr angesehenen Adresse im europäischen Vereinsvolleyball zu wechseln. Mit gewissen Nebenwirkungen: „Wir haben vier gute Spieler auf meiner Position, das ist ein schwerer Wettkampf. Das wusste ich aber vorher. Es ist ein wichtiger Schritt in meiner Karriere. Ich habe viel gelernt.“ Die Herausforderung bleibt bestehen: Für den Polen Jan Fornal kommt mit Nolan Flexen ein US-Nationalspieler, der sich ebenfalls in Berlin beweisen will. Moritz Reichert und Ruben Schott sind die etablierten Kräfte auf Außen-Annahme.
Zugute kam Simon Plaskie bei den BR Volleys, dass er sich sehr schnell wohlgefühlt hat in seinem neuen Umfeld, immerhin seine erste Station im Ausland. „Wir sind eine Gruppe, wo einer dem anderen hilft“, sagt er. Wo andererseits alle unter Erfolgsdruck stehen. Da ist für Experimente nicht allzu viel Zeit. Wenn dann die Chance kommt, seinen Wert zu beweisen, muss man zupacken, was Plaskie nicht immer gelang wie erhofft. „Es ist für Simon nicht einfach“, erklärt Niroomand, „weil wir mit zwei exzellenten Annahmespezialisten agieren.“ Was beim Belgier ein bisschen die Bereitschaft schmälerte, seinen Stärken zu vertrauen, dem Unbedarften, der Risikofreude. Lieber versuchte er, bloß keine Fehler zu machen, spielte gegen sein Naturell eher vorsichtig. „Das muss man jetzt wieder aus ihm rauskriegen“, wünscht sich der Geschäftsführer, „er sollte aggressiv bleiben und dadurch sichtbarer werden.“ Und sich weiterentwickeln. Schließlich möchte Plaskie auch in der belgischen Nationalmannschaft ein Leistungsträger sein.
In diesem Frühsommer tritt das Team international nicht an, aus einem kuriosen Grund. Bereits im vergangenen Jahr haben sich die Belgier eine gute Weltranglistenposition erarbeitet, welche sie 2026 für die Volleyball Nations League (VNL) qualifiziert. Ihre Ausgangslage würden sie aufs Spiel setzen, träten sie jetzt in der darunter angesiedelten Golden League, die der Europäische Volleyball-Verband (CEV) ausrichtet, an. „Wir könnten viele Punkte verlieren, wenn wir gegen in der Weltrangliste tiefer platzierte Länder Niederlagen kassieren“, erklärt Plaskie. Außerdem kostet die Teilnahme an der Golden League Geld, das der klamme belgische Verband nicht ausgeben möchte. So warten die Nationalspieler auf die EM-Qualifikation und die Weltmeisterschaft. Simon Plaskie steht auf der Longlist der Nominierten; ob er schließlich zum 12er-WM-Kader gehört, steht in den Sternen. „Ich bin bereit“, sagt er.
Er ist Teil einer neuen, jungen Generation in seinem Heimatland, das sich zuletzt 2014 für die WM qualifizierte. Bisher ging es mit seiner Entwicklung stetig aufwärts, nach den Stationen in diversen Nachwuchs-Nationalteams reifte er auch zum Hoffnungsträger bei den Männern. Damit das so bleibt, muss Plaskie aber auch sichtbar bleiben. „Natürlich ist es mein Ziel, in meiner zweiten Saison bei den BR Volleys mehr Einsätze zu haben“, sagt er. Das sei der nächste Schritt, ein besserer Spieler zu werden. Er wolle sein Service stabiler abrufen, derzeit variiert er zwischen Flatter- und Sprungaufschlag. Bei Knack Roeselare sei sein zweites Jahr auch besser gewesen als sein erstes. Plaskie wurde zum zweitbesten Spieler der Liga gewählt. Sein Optimismus scheint unerschütterlich: „Ich habe mich im ersten Jahr schon verbessert, mental, technisch und physisch. Ich kenne mich ja selbst am besten und weiß, dass es so ist. Wenn du weiter hart arbeitest und an dich glaubst, werden die Gelegenheiten kommen. Es ist mein Ziel, der beste Spieler zu sein, der ich sein kann. Dann ergibt sich schon alles andere.“ Diese Worte könnten auch von Cristiano Ronaldo kommen.
Wer Simon Plaskie & Co in der nächsten Saison regelmäßig zuschauen möchte, kann sich hier die Saisonkarte sichern: www.br-volleys.de/tickets