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Final-Four-Format weckt bei Ruben Schott Erinnerungen

Do 07.11.2024
Fotos: Conny Kurth/CEV/Sebastian Wells
Fotos: Conny Kurth/CEV/Sebastian Wells

Am Dienstag (12. Nov. um 19.30 Uhr) beginnt für die Berlin Recycling Volleys mit dem Spiel gegen Sloweniens Meister ACH Volley Ljubljana in der Max-Schmeling-Halle die neue Champions-League-Saison. Erstmals seit 2018 endet sie wieder mit einem Final Four – das die Berliner in ihrer Historie zweimal erreichten, nämlich 2015 und 2017. Ruben Schott und Paul Carroll haben beide Turniere miterlebt und erinnern sich an spezielle Momente, Tiebreaks, die Begeisterung im Team und bei den Fans. Teil 1: Ruben Schott.  

Der 30-Jährige ist heute als Leistungsträger und Kapitän ein unverzichtbar erscheinender Bestandteil der Mannschaft der BR Volleys. 2015 war er noch fast ein Teenager, ein großes Talent zwar, aber nicht stark genug, um sich an der Seite solcher Stars wie Robert Kromm und Scott Touzinsky ausreichend Spielzeit zu sichern. Deshalb hatte ihn der Hauptstadtclub für ein Jahr an Chemie Volley Mitteldeutschland ausgeliehen, wo der Außen-Annahmespieler leichter Einsatzminuten auf dem Feld sammeln konnte. Das Final Four mit seinem Stammverein wollte er trotzdem nicht verpassen, und so saß er als einer der fast 10.000 Zuschauer im Volleyballtempel Max-Schmeling-Halle, um die Mannschaft von Trainer Mark Lebedew begeistert anzufeuern. Denn Berlin war Gastgeber des Turniers. Um sich um die Ausrichtung bewerben zu können, hatten sich die BR Volleys zunächst über ein erfolgreiches Abschneiden in der Gruppenphase als eines der zwölf besten Teams Europas qualifizieren müssen.

„Beim Spiel gegen Kasan zuzuschauen, war megageil“, erinnert sich der Nationalspieler an das Halbfinale gegen den späteren Champion und vor allem daran, „wie gut Berlin sich verkauft hat!“ Die Atmosphäre in der Arena war elektrisierend, viele polnische Fans waren auch da, weil im anderen Semifinale Skra Belchatow und Asseco Resovia Rzeszow aufeinandertrafen. Das Niveau war atemberaubend, die BR Volleys über weite Strecken auf Augenhöhe. Den ersten Satz hatten die Gastgeber unglücklich mit 24:26 verloren, aber danach kein bisschen nachgelassen und den zweiten 25:21 gewonnen. Die Arena kochte, der scheinbar übermächtige Kontrahent Zenit Kasan wackelte.

„Man hat gesehen, welchen Unterschied der Heimfaktor Max-Schmeling-Halle ausmachen kann. Das war natürlich ein besonderer Gegner“, erinnert sich der heutige BR Volleys-Kapitän. Im Aufgebot der Russen standen mit dem gebürtigen Kubaner Wilfredo Leon, dem US-Amerikaner Matthew Anderson und dem Russen Maxim Michailow drei der besten Spieler der Welt. Und sie waren am Ende doch zu stark für die tapfer kämpfenden Berliner, die weiteren Sätze gingen 25:22 und 25:15 an die Russen. Die Enttäuschung in der Mannschaft war groß, aber es gab ja tags darauf noch ein Spiel um Platz drei gegen Belchatow – und das wurde erst recht zum Thriller.

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„Was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war der Aufschlag von Francesco De Marchi“, erzählt Ruben Schott. Es war das Service zum Bronzegewinn. Eine wahre Volleyball-Schlacht hatten sich beide Teams geliefert. 25:21 für Berlin, 25:19 für Belchatow, 25:20 für die Gastgeber, 28:26 für die Polen. Das Spiel wogte hin und her, die Spieler mussten stehend k.o. sein, und doch gab niemand auf. Der Tiebreak setzte dem Geschehen die Krone auf. Erst der 44. Punkt zum 23:21-Erfolg der BR Volleys ließ die Gästefans verstummen, den Berliner Anhang dagegen jubeln. Ausgerechnet dem in der Saison oft gescholtenen Italiener De Marchi war es vergönnt, die Entscheidung zu erzwingen. „Dann zündet er die Rakete und schließt damit den Tiebreak“, sagt Schott lachend, „aber so etwas brauchst du manchmal: jemanden, der von der Bank kommt und dir so einen Aufschlag macht.“

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2017 mussten die Berliner einen noch härteren Weg gehen. Das Final Four fand in Rom statt, um dort hinzugelangen, mussten sie zwei K.o.-Runden überstehen. „Wie wir das geschafft haben, war unglaublich“, erinnert sich Schott an eine Champions-League-Saison mit vielen für ihn unvergesslichen Momenten. „Die Bundesligasaison war bis dahin okay, aber das Pokal-Halbfinale gegen Friedrichshafen hatten wir verloren. Und das erste Finalspiel gegen den VfB auch. Dafür waren wir in der Champions League besser.“ Und wie. Schon in der Hauptrunde gab es erfreuliche Siege über das italienische Spitzenteam Cucine Lube Civitanova (3:1) und Rzeszow (3:2). Doch die Playoff-Runden danach wird niemand vergessen, der dabei war.

Zunächst stellte sich Istanbul BBSK in den Berliner Weg. Das Hinspiel entschieden die Türken mit 3:2 für sich, wobei Berlin den zweiten Durchgang 32:30 gewann. Zurück in der Max-Schmeling-Halle schien der Traum vom Final Four bald ausgeträumt, die Istanbuler – mit den französischen Nationalspielern Le Goff und Rouzier in ihren Reihen – holten sich die Sätze eins (25:21) und zwei (25:18). Aber die BR Volleys schafften mithilfe ihrer enthusiastischen Fans gegen sich zu sicher fühlende Gäste die Wende und Arenasprecher Karsten Holland schwor die „gaaanz lange Volleyballnacht“ herbei – im BR Volleys-Kosmos seitdem ein Synonym für besondere Europapokal-Abende. 25:13, 25:14, 16:14 im Tiebreak und 15:11 im „Golden Set“, im Volleyballtempel feierten Spieler und Zuschauer, als wäre Rom schon erreicht. Was dann wirklich mit dem nächsten Kraftakt gelang. „Das war ein unglaubliches Gefühl, als wir uns in Moskau für das Final Four qualifiziert haben“, sagt Schott. Das Hinspiel endete 3:2 für sein Team – nach 0:2-Rückstand. In Moskau gewannen die Gäste den ersten Satz 37:35, die nächsten beiden gingen an den Favoriten Moskau. Eine Vorentscheidung? Oder würde sich der Außenseiter wenigstens in den Golden Set retten? Von wegen, Berlin konterte mit 25:15 und 15:8, brauchte keinen Golden Set und durfte nach dem erneuten 3:2 die Tickets nach Rom buchen. Die Russen waren konsterniert. „Damals habe ich Sergey Grankin kennengelernt als Gegner“, sagt Schott, „da hätte ich niemals damit gerechnet, dass der irgendwann auch in Berlin landet.“ Der Olympiasieger trug von 2019 bis 2022 das Trikot der BR Volleys und verzückte mit seinen Zuspielkünsten die deutsche Volleyballszene wie kaum ein anderer vor ihm.

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Schott war inzwischen zum Starter beim Deutschen Meister herangereift, hatte überzeugende Leistungen gegen Istanbul und Moskau gezeigt. Auch in Rom gehörte er zu den Besten. „Für mich war das alles ziemlich unbeschwert. Ich war 22, hatte ein sehr erfahrenes Team um mich herum“, sagt Schott gewohnt bescheiden, „Robert Kromm, Paul Carroll, Basti Kühner, Tsimafei Zhukouski, Graham Vigrass, Aleksandar Okolic, Luke Perry – die haben mir keinen Druck gemacht. Ich konnte da sehr befreit aufspielen und glaube, ich konnte mich ganz gut präsentieren.“ Allerdings gab es diesmal kein Happy End. Wieder hieß der Halbfinalgegner Zenit Kasan, die Stars waren noch stärker geworden, in drei Sätzen (21:25, 22:25, 13:25) war die Niederlage besiegelt. Im Spiel um Platz drei gegen Civitanova fehlte ein bisschen das Glück beim 1:3 (27:29, 25:22, 21:25, 21:25). Und obwohl einige Fans mitgereist waren in die italienische Hauptstadt – eine Atmosphäre wie in Berlin gab es für die BR Volleys nicht. „Die Zuschauer saßen dort ein bisschen weiter weg.“ Und die meisten unterstützten natürlich die italienischen Teams.

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Trotzdem freut sich Schott, dass es das Final Four jetzt wieder gibt, das in den vergangenen Jahren durch die „Super Finals“ (Männer- und Frauenendspiel an einem Ort) ersetzt worden war. „Für uns Spieler fühlt sich das besser an“, sagt er: „Wir haben uns für ein Final Four qualifiziert – nicht nur für ein Halbfinale. Man hat schon das Gefühl, etwas erreicht zu haben.“ Und was ist drin? „Jucken tut’s auf jeden Fall, das in dieser Saison zu schaffen“, antwortet er, nachdem die BR Volleys zuletzt viermal im Viertelfinale an italienischen Teams gescheitert waren (dreimal an Trentino, einmal an Perugia), „das Potenzial in der Mannschaft ist vorhanden. Wir haben uns im Vergleich zum Vorjahr verstärkt, gerade was die Breite des Kaders angeht.“ Er sieht jedoch ein bekanntes Problem: „Polnische oder italienische Mannschaften, die in der Champions League spielen, haben jede Woche zwei, drei Spiele auf höchstem Level. Wir müssen ein bisschen einen Spagat schaffen.“ In der Bundesliga gehen die BR Volleys in der Regel als Favorit ins Spiel, international ist die Rolle oft anders. „Dieses Niveaugefälle ist nicht immer einfach. Im Umkehrschluss hilft mir das, mich ganz besonders zu motivieren für die Champions League. Dazu kommt für mich, als Deutscher für eine deutsche Mannschaft zu spielen und ein Stückweit Deutschland zu repräsentieren, zu zeigen: Wir können mithalten.“

Auf die Gruppenspiele freut Schott sich schon, vor allem „darauf, viele bekannte Gesichter wiederzusehen“. In Ljubljana spielt sein früherer Zimmerkollege Saso Stalekar, bei Greenyard Maaseik Cody Kessel, mit dem er drei Meisterschaften gewann. Bei PGE Projekt Warschau trifft er in Tobias Brand und Linus Weber Kollegen aus der Nationalmannschaft. Es scheint eine Gruppe zu sein, in der man den ersten Schritt machen könnte. Den ersten Schritt, um vielleicht zum dritten Mal ein Final Four zu erreichen.

Für das Heimspiel der BR Volleys gegen Ljubljana wurde nun der Oberrang geöffnet. Tickets sind hier erhältlich: www.br-volleys.de/ticketshop

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