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SCC zwingt Meister in den Tie-break

So 29.08.2010
Der große Favorit wankte, doch er fiel nicht. Mit 3:2 (25:19, 25:21, 20:25, 19:25, 15:7) gewann Serienmeister VfB Friedrichshafen gestern Abend beim SCC BERLIN und bleibt in dieser Saison weiterhin ungeschlagen. Doch nicht nur hinsichtlich des engen Spielverlaufs erlebte das Publikum in der Max-Schmeling-Halle ein weiteres Kapitel in der langen Serie denkwürdiger Duelle zwischen beiden Vereinen.
Zwei Sätze lang sah der - seit nunmehr 16 Bundesligaspielen verlustpunktfreie - Titelverteidiger wie der sichere Sieger aus. Dann allerdings wendete sich das Geschehen und die Berliner konnten unter dem Jubel von 4.753 Zuschauern - Saisonrekord in der Bundesliga - mit zwei Satzgewinnen ausgleichen. Im entscheidenden Tie-break stellte das Starensemble vom Bodensee wieder seine ganze Klasse unter Beweis und wahrte somit seine makellose Bilanz.

Dass die Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle überhaupt in den Genuss eines Entscheidungssatzes kommen konnten, war aber nicht nur der packenden Aufholjagd des SCC-Teams, sondern auch dem besonnenen Handeln von Schiedsrichter Stefan Knebel zu verdanken, denn unmittelbar vor dem Tie-break spielten sich kuriose Szenen ab.

VfB-Trainer Stelian Moculescu und seine Spieler zogen sich, ohne - wie im Regelwerk vorgesehen - beim Schiedsgericht abzumelden, in die Kabine zurück. Auch nach Ablauf der 3minütigen Satzpause war von den Häflern weit und breit nichts zu sehen. Das Schiedsgericht forderte indessen SCC-Coach Andrej Urnaut zur Abgabe seiner Aufstellungskarte mit der Anfangsformation auf, um diese zu kontrollieren. Erst jetzt kehrten die Gäste in die Arena zurück, konnten aber der wiederholten Aufforderung zur Aufgabe ihrer Aufstellungskarte nicht nachkommen. Schiedsrichter Knebel wahrte die Geduld, verzichtete auf den laut Reglement möglichen Spielabbruch, beließ es stattdessen bei einer gelben Karte wegen Verzögerung und verhinderte somit eine Eskalation der Situation.

SCC-Manager Kaweh Niroomand empfand das Geschehen zwar als "Brüskierung von Publikum und Gegner", zeigte sich jedoch sportlich: "Ich bin kein Freund von Punktgewinnen am grünen Tisch. Der VfB war im Tie-break zweifellos die bessere Mannschaft." Die Berliner Zuschauer, die bis dahin einmal mehr eine große Volleyballparty in der Max-Schmeling-Halle feierten, hatten indes weniger Verständnis für die Eskapaden des Meisters und bedachten in den Schlussminuten alle VfB-Aktionen mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Doch das gestrige Match hatte noch weitere außergewöhnliche Geschichten zu bieten. Ausgerechnet Marcus Böhme war es, der Friedrichshafen im Tie-break mit einer Aufschlagserie zurück ins Spiel und auf die Siegerstraße brachte. Der Mittelblocker, der im SCC-Nachwuchszentrum Marzahn das Volleyballspiel erlernte, nach seiner Zeit beim VC Olympia in die SCC-Bundesligamannschaft wechselte und dort zum Nationalspieler reifte, war mit dem Spielverlauf dennoch nicht ganz zufrieden: "So etwas passiert eben im Volleyball, wenn du die Kontrolle aus den Händen gibst. Unser Trainer hat uns in der Kabine mächtig wachgerüttelt. Schön, dass ich dies aufgreifen konnte und dann ein paar Bälle gut getroffen habe".

Eine "Rückkehr" ganz anderer Art feierte SCC-Diagonalangreifer Aleksandar Spirovski. Der Serbe der ab Mitte des zweiten Satzes den bis dahin unglücklich und verkrampft agierenden Sebastian Fuchs ersetzte, hatte maßgeblichen Anteil an der furiosen Aufholjagd der Berliner. Nach komplizierter Knieverletzung im Vorjahr war er erfreut über seine "bisher beste Leistung nach der langwierigen Pause. Allerdings habe ich mein Topniveau noch nicht erreicht. Mir fehlt einfach noch ein Quäntchen Dynamik, Reaktion und Schnelligkeit. Heute ging es trotzdem schon ganz gut. Leider fehlte die Krönung - der Erfolg mit der Mannschaft."

Auf Seiten des SCC überwogen trotz der knappen Niederlage am Ende die positiven Reaktionen und Einschätzungen. Manager Kaweh Niroomand fasste seine Eindrücke wie folgt zusammen: "Die Mannschaft hat sich teuer verkauft und besser mitgehalten, als es zu erwarten war. Wir haben auch in den ersten beiden Sätzen nicht schlecht ausgesehen, unverdrossen weitergekämpft und gegen eine Spitzenmannschaft Europas den Ausgleich geschafft. Das ist eine mental und psychologisch wertvolle Erfahrung." Außerdem seien "fast 5.000 Zuschauer an einem Ferienwochenende in Berlin eine tolle Sache." SCC-Trainer Andrej Urnaut war seine Verärgerung über die Ereignisse nach dem Satzausgleich zwar noch deutlich anzumerken, doch auch er versuchte, die positiven Aspekte in den Vordergrund zu stellen: "Ich glaube, die Mannschaft hat ihre Fortschritte und ihre Entwicklung unterstrichen und aus dieser Begegnung wieder eine Menge gelernt. Wichtig ist, dass wir diese Tendenz schon in der nächsten Woche im Rückspiel des Challenge Cups in Kraljevo fortführen."

epo

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