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Wiedervereint in Berlin

Do 08.06.2023
Foto: Maximilian Franz
Foto: Maximilian Franz

Mit Daniel Malescha und Leon Dervisaj stoßen zur Saison 2023/24 zwei deutsche Nationalspieler zu den Berlin Recycling Volleys. Beide wagten zuletzt erstmals in ihrer Karriere den Schritt ins Ausland und sind nach zahlreichen Auftritten in Gästetrikots nun voller Vorfreude, ab Herbst für die Heimmanschaft in der Max-Schmeling-Halle aufzulaufen. Zuspieler Dervisaj hat bis zum Jahr 2024 unterschrieben, der Diagonalangreifer Malescha bis 2025.

Vor fast genau einem Jahr befanden sich Daniel Malescha und Leon Dervisaj in einer Situation, die man keinem Profisportler wünscht. Beide hatten nach einer guten Spielzeit mit den United Volleys in Frankfurt frühzeitig ihre Verträge verlängert und saßen zwei Monate nach Saisonende dennoch beruflich auf der Straße. Der Lizenzentzug der Uniteds traf beide Spieler hart – Dervisaj damals mit der Nationalmannschaft auf den Philippinen: „Ich war voller Euphorie, weil ich gerade für die Volleyball Nations League nachnominiert wurde. Als ich dann dort landete, kam der Anruf meines Beraters mit der bitteren Nachricht.“ Somit mussten er und sein United-Teamkollege sich umorientieren und fanden trotz des fortgeschrittenen Transferzeitraums zumindest noch Kaderplätze außerhalb Deutschlands: Dervisaj beim ambitionierten polnischen Zweitligisten Gwardia Breslau, Malescha beim rumänischen Spitzenklub C.S. Arcada Galati.

Rumänien wurde für Malescha zu „einer spannenden Reise“, wie er berichtet: „Ich war mir bewusst, dass dies ein Kontrastprogramm sein würde, aber in der damaligen Situation war es eine gute Alternative für mich. Wir hatten eine schwierige Saison, weil die Erwartungshaltung im Klub sehr hoch war. In der Champions League wären wir fast in der Berliner Gruppe gelandet, schieden aber gegen Hebar in der Qualifikation aus. Weil wir auch im Supercup und Pokal nicht erfolgreich gewesen sind, hat es im Verein rumort. Das Ende war hingegen erfolgreich, denn keiner hatte uns mehr den Gewinn der Meisterschaft zugetraut und auch ich konnte meinen Beitrag dazu leisten.“ Aus dieser wertvollen Erfahrung und dem ersten Meisterschaftsgewinn seiner Karriere zog der gebürtige Münchener, der aus einer traditionsreichen Volleyballfamilie stammt, neue Motivation: „Mich hat noch einmal der Ehrgeiz gepackt, ich will um Titel spielen. Als Deutscher ist Berlin dafür eine logische Adresse. Ich musste bei dieser Chance nicht lange überlegen, ob ich noch einmal Heimspieler in der Max-Schmeling-Halle sein möchte“, sagt der Hauptangreifer, der auch klar anspricht: „Ich habe hier oft genug auf die Mütze bekommen“.

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Foto: Corinna Seibert

Leon Dervisaj kehrt derweil mit gemischten Gefühlen zurück in die Bundesliga: „In Breslau war es insgesamt das schwierigste Jahr meiner Karriere. Als einziger ausländischer Spieler hatte ich einen schweren Stand. Aber ich habe mich auf mich selbst konzentriert, konnte mich dort spielerisch weiterentwickeln und fühle mich jetzt sozusagen ‘bulletproofed‘.“ Der PlusLiga-Aufstieg wurde in den Playoffs verpasst und aufgrund der unruhigen Spielzeit wollte Dervisaj nun „einfach einen Verein, bei dem ich mich voll und ganz auf Volleyball konzentrieren kann“. Dafür genau stehen in seinen Augen die BR Volleys: „Nach meinen Erfahrungen in Polen freue ich mich unheimlich über diese Möglichkeit und möchte diese nutzen.“

Dervisaj verfügt wie auch Malescha über reichlich Bundesliga-Erfahrung, spielte bereits in Herrsching, Rottenburg, Lüneburg und eben Frankfurt. Bei seiner ersten Station am Ammersee bildete der 1.95-Meter-Mann schon einmal ein Duo mit Johannes Tille und erinnert sich: „In der Hinrunde der Saison 18/19 stand ich das erste Mal auf dem Court in der Max-Schmeling-Halle, Hannes durfte anfangen und ich wurde eingewechselt. Ich sagte mir, eigentlich eher aus Witz, ‘irgendwann ist das mal deine Arena‘. Damals schien das ziemlich unrealistisch, deshalb ist das jetzt schon ein kleiner Traum, der ab Herbst in Erfüllung geht.“ Als Leon zwölf Jahre alt war, wanderten seine Eltern aus Niedersachsen in Richtung Schweiz aus. Dort wurde der Verein Volley Schönenwerd seine Heimat, wo Vater Bujar als früherer Cheftrainer und heutiger Sportdirektor Dreh- und Angelpunkt ist.

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Foto: Corinna Seibert

In der Schweiz spielte der Mann mit kosovarischen Wurzeln sogar einst mit Cody Kessel zusammen – einem von vielen bekannten Gesichtern, die er nun in Berlin wiedersieht. Ähnlich geht es dem 4-fachen Pokalsieger Malescha, der neben dem Frankfurter bereits die Trikots von Coburg, Herrsching und Friedrichshafen in der Bundesliga trug. Die Parallelen zwischen dem 29-jährigen Angreifer und dem 26-jährigen Zuspieler sind also unverkennbar. Bereits bei der Verkündung der neuen Namen im Zuge der Saisonabschlussfeier sagte Geschäftsführer Kaweh Niroomand über die Verpflichtungen: „Wir sind immer bestrebt, gute, deutsche Spieler für uns zu gewinnen. Daniel Malescha hat konstant bewiesen, dass er auf seiner Position zu den Besten in der Bundesliga zählt. Leon Dervisaj konnte sich mehr und mehr in den Fokus spielen. Beide sehe ich als absolute Bereicherungen für unsere Mannschaft und starke Alternativen im Kader.“ Mit Blick auf den noch engeren Spielrhythmus in der kommenden Saison werden diese auch dringend nötig sein.

„Ich glaube, es kann ein Vorteil für unsere Team sein, über zwei eingespielte Diagonal-Zuspiel-Achsen zu verfügen. Auch der Doppelwechsel kann eine Stärke von uns werden. Es ist natürlich eine Herausforderung für mich, aber ich komme, um zu spielen. Schritt für Schritt möchte ich mir Einsatzzeit erarbeiten, aber das Wichtigste bleibt, dass die Mannschaft gewinnt“, so Dervisaj. Eine ähnliche Herangehensweise besteht bei Malescha: „Ich weiß, was ich kann, und brauche mich nicht verstecken. Als anderer Spielertyp kann ich neue Attribute in das Team bringen. Ich möchte mich reinarbeiten.“ Im Sommer stehen beide auf der erweiterten Kaderliste der Nationalmannschaft, wurden aber für die Volleyball Nations League zunächst nicht berücksichtigt. Dervisaj hat gute Aussichten, mit dem B-Kader an der Universiade in Chengdu (CHN) teilzunehmen. Anschließend dürfte er gemeinsam mit Malescha pünktlich zum Trainingsauftakt der BR Volleys am 23. August im Horst-Korber-Sportzentrum auf dem Parkett stehen.

Anlässlich der Wiedervereinigung haben sich die Neu-Berliner zum Telefonat verabredet: https://www.instagram.com/p/CtOgVvCgoI7/

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