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„Ein sensationeller Erfolg für unsere Sportart“

Mo 09.10.2023
Foto: volleyballworld
Foto: volleyballworld

Die deutsche Nationalmannschaft hat es tatsächlich vollbracht: Alle sieben Spiele gewann das Team von Bundestrainer Michal Winiarski beim Qualifikationsturnier in Rio de Janeiro und sicherte auf diese Weise dem Deutschen Volleyball-Verband nach zwölf Jahren wieder einen Startplatz bei Olympia. Die BR Volleys Akteure Hannes Tille, Ruben Schott und Tobias Krick sowie der im Sommer nach Italien gewechselte Anton Brehme nahmen dabei Schlüsselrollen ein, weshalb auch Geschäftsführer Kaweh Niroomand voll des Lobes ist. Ein Interview über die immense Bedeutung des Erreichten:

Kaweh, Du hast trotz der teilweise nächtlichen Anpfiffzeiten jedes Spiel live verfolgt. Deutschland fährt erstmals seit London 2012 wieder zu den Olympischen Spielen. Hättest Du das vor gut einer Woche für möglich gehalten?
Kaweh Niroomand: „Was diese Mannschaft beim Turnier in Brasilien erreicht hat, ist ein sensationeller Erfolg für unsere Sportart und war nach dem Verlauf des Sommers nicht unbedingt zu erwarten. Volleyball kann sich hier in Deutschland nur über Ergebnisse der Nationalmannschaft entscheidend nach vorne entwickeln. Die Menschen in den Bundesligaklubs können noch so gute Arbeit machen, am Ende bringen solche Leistungen und die Teilnahmen an Großveranstaltungen wie Olympia wichtige Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit. Das war in der vergangenen Woche spürbar, obwohl es in den Medien noch mehr Anerkennung verdient hätte. Solche Impulse können die Vereine allein nicht leisten, daher ist dieses Abschneiden enorm wichtig und eine große Hilfe für uns. Man kann allen Beteiligten nur ein großes Lob und Dankeschön aussprechen.“

Wie sehr hat es Dich gefreut, dass die Berliner der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so viel dazu beitragen konnten?
Niroomand: „Ich bin begeistert, welche Rollen unsere Jungs eingenommen haben. Ruben war für jeden sichtbar ein Führungsspieler innerhalb der Mannschaft. Diese Fähigkeit hat er sich zum Großteil in den letzten beiden Jahren bei uns erarbeitet. Seine Ruhe und Sicherheit waren immens wichtig für das Team. Hannes hat, wie ich es bereits am Saisonende prognostiziert habe, den nächsten großen Schritt gemacht. Das war für ihn mehr als nur der Anschluss an die internationale Spitze. Dazu war Anton eine nicht aufzuhaltende Punktemaschine und hat auch auf diesem höchsten Niveau dort angeknüpft, wo er zuletzt bei uns aufgehört hat. Die Leistungen von Tobias waren ebenfalls à la bonne heure. Er wurde im Turnierverlauf immer stärker und Hannes hat ihm mehr vertraut. Das wird hoffentlich auch positiv auf uns einzahlen und in Zukunft Früchte tragen. Nicht vergessen möchte ich bei meiner Aufzählung den Mannschaftsarzt Karsten Holland, den viele BR Volleys Fans als Arenasprecher bei unseren Heimspielen in der Max-Schmeling-Halle kennen und der nicht zuletzt aufgrund des intensiven Programms mit sieben Spielen in nur neun Tagen ganze Arbeit leisten musste.“

Saisonabschlussfeier der Berlin Volleys


Einer darf bei diesem Erfolg nicht unerwähnt bleiben. Ein Wort zu Georg Grozer …
Niroomand: „Dieses Turnier hat einen Grundgedanken von mir bestätigt: Große Spiele gewinnen große Spieler. Georg hat wirklich alles gegeben und man konnte deutlich spüren, wie sehr er dieses Ziel unbedingt noch einmal erreichen wollte. Auf diese Weise hat er in beeindruckender Manier alle mitgezogen und vorgelebt, wie man an die Erfüllung dieses Traums glaubt. Spiel für Spiel gab er dem Team eine unfassbare Angriffswucht. Heute wird sein Körper ihm wahrscheinlich sagen, dass er besser mal einen Gang zurückschalten soll. Aber darauf nimmt jemand wie Georg vorher keine Rücksicht. An der Stelle ist es auch wichtig zu betonen, dass der Bundestrainer alles richtig gemacht hat, indem er trotz der hohen Belastung das gut funktionierende Gefüge nicht verändert hat. Jeder der Spieler hat seine Aufgabe verinnerlicht und umgesetzt. Michal Winiarski musste daran während des Turniers nicht mehr viel basteln.“

Die deutschen Spieler durften jubeln. Andere BR Volleys Akteure konnten sich den Traum von Olympia allerdings nicht erfüllen …
Niroomand: „Das tut mir vor allem im Fall von Saso Stalekar sehr leid. Er hat in diesem Sommer unheimlich viel investiert, auch wenn er nur wenig auf dem Court stand. Letztlich fehlte ein Punkt beziehungsweise ein Sieg für die Slowenen. Aber seine Mannschaft hat gute Chancen, es im nächsten Jahr über die Weltrangliste noch nach Paris zu schaffen. Es war zu erwarten, dass es für die anderen Drei schwer werden würde. Marek Sotola konnte zwar auch auf diesem Topniveau überzeugen, am Ende war diese deutsche Gruppe jedoch zu stark für die Tschechen. Für unseren Coach Joel Banks und Jiri Hänninen waren es sicher wertvolle Erfahrungen, aber der ganz große Wurf für Finnland nicht realistisch.“

Bis Mittwochabend werden alle Teammitglieder in Berlin eintrudeln. Danach bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Saisonstart. Wie schnell kann sich eine neue Einheit formen?
Niroomand: „Das ist – mental wie körperlich – gar keine einfache Situation nach einem solchen Höhepunkt. Einige werden kurzzeitig satt sein, was Volleyball betrifft, daher müssen wir die Spieler gut aufnehmen und schrittweise in das Training und Mannschaftsgefüge integrieren. Speziell die deutschen Spieler können aus dem Erlebten aber auch eine riesige Motivation ziehen. Mit Olympia im Sommer 2024 vor Augen muss jeder nun eine Topsaison spielen, der in Paris zum Kader zählen will. Wir müssen nun jede gemeinsame Minute und jede Trainingseinheit effektiv, dabei jedoch stets mit Augenmaß nutzen.“

Mit Gastgeber Frankreich, Deutschland, Brasilien, USA, Japan, Polen und Kanada sind nun sieben Mannschaften für Olympia 2024 qualifiziert. Die fünf verbleibenden Startplätze werden nach der Volleyball Nations League (VNL) im nächsten Jahr über die Weltrangliste vergeben. Ein Platz geht dabei an das beste afrikanische Team, denn dieser Kontinent ist aktuell noch nicht bei Olympia vertreten.

Ein weiteres Gespräch mit Kaweh Niroomand zur Olympia-Quali in der Berliner Zeitung:
"Die Leute haben das überragend über die Bühne gebracht"

Alle Infos zur Olympia-Qualifikation: www.volleyballworld.com

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