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Das Topteam aus dem Volleyball-Mekka

Mo 19.02.2024
Foto: Maximilian Franz
Foto: Maximilian Franz

Von einem Weltmeister wird man auch nicht alle Tage geadelt. Vor dem Viertelfinale der Champions League zwischen dem Deutschen Meister BR Volleys und dem Italienischen Meister Itas Trentino jedoch spricht der Star des Titelanwärters in der Königsklasse auf der Website seines Klubs lobende Worte. „Uns ist klar, dass wir es mit einem großartigen Gegner zu tun haben“, wird Alessandro Michieletto nur wenige Tage vor dem Hinspiel in der Max-Schmeling-Halle am Mittwoch (21. Feb um 19.30 Uhr, www.br-volleys.de/tickets) zitiert, „in Deutschland zu gewinnen, wird sehr schwierig.“

Diesen Respekt hat sich das BR Volleys Team erarbeitet. „Dann werden wir mal versuchen, dem auch gerecht zu werden“, antwortet Geschäftsführer Kaweh Niroomand, obwohl ihm klar ist, dass seine Mannschaft diesmal die Außenseiterrolle hat. Trentino ist in Italiens starker Liga unangefochtener Tabellenführer und möchte neben der Verteidigung des Meistertitels in dieser Saison auch endlich wieder die Champions League gewinnen – nach zwei verlorenen Endspielen 2021 und 2022. Es wäre das vierte Mal nach 2009, 2010 sowie 2011. Italien ist seit vielen Jahren das Maß der Dinge in Europas höchstem Vereinswettbewerb. Die Südtiroler selbst, Cucine Lube Civitanova, Sisley Treviso, Modena Volley, Porto Robur Costa (Ravenna), Pallavolo Parma und Klippan Turin trugen sich in den vergangenen 50 Jahren insgesamt 19 Mal in die Siegerliste der Champions League ein. Aus Deutschland schaffte dies in derselben Zeitspanne allein der VfB Friedrichshafen (2007). Die besten Resultate der BR Volleys: Bronze im Jahr 2015 (als Ausrichter des Finalturniers) und Platz vier im Jahr 2017.

Es ist eben sehr schwer, sich gegen Teams aus einem Land durchzusetzen, in dem „Volleyball einen ganz anderen Stellenwert hat als in Deutschland“, erklärt Niroomand. Nicht allein auf Vereinsebene, sondern besonders, was die Nationalmannschaften angeht. Italien ist amtierender Weltmeister, holte den Titel insgesamt viermal. Sieben EM-Titel kommen hinzu, acht Triumphe in der Weltliga, Olympia-Silber 1996, 2004, 2016. Was die Ausnahmestellung des Mittelmeerlandes im Volleyball beinahe noch besser beschreibt: Seit 1962 war Italien bei jeder WM dabei. Die Olympischen Spiele hat es seit 1972 nie mehr verpasst. Diese Kontinuität auf höchstem Niveau ist beeindruckend, und hat ihre Gründe. „Die Italiener haben sehr früh angefangen, den Volleyball professionell zu betreiben“, sagt Niroomand. Erfolgreiche Spieler wie beispielsweise Andrea Gardini, Andrea Anastasi oder Andrea Giani sind heute nicht minder erfolgreiche Trainer. 2003 gründete Luca Novi die erste Spielerberaterfirma für Volleyball, die damals schon den sehr jungen Robert Kromm aus Berlin nach Italien lockte. Inzwischen ist "Playground" zu einem wahren Imperium gewachsen.

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Die Anzahl der ausländischen Spieler in der SuperLega hat dennoch nicht überhandgenommen, es gibt nämlich eine selbstauferlegte Beschränkung: Es müssen immer mindestens drei Italiener auf dem Spielfeld stehen. Der Qualität tut das keinen Abbruch, denn aus einer intensiven Nachwuchsförderung gehen immer wieder eigene, herausragende Talente hervor, die sich für den Leuchtturm Nationalmannschaft empfehlen wollen.

Wie Trentinos Außenangreifer Alessandro Michieletto, der mit seinen gerade aml 22 Jahren schon ein europäischer Topstar ist und dessen Dienste entsprechend honoriert werden. „Es bringt nichts, die Budgets der beiden Vereine zu vergleichen. Das Gehaltsgefüge ist in Italien um ein Vielfaches höher“, sagt Niroomand. Die Voraussetzungen seien einfach zu unterschiedlich. So ist die Unterstützung der Klubs im Mittelmeerland auf regionalpolitischer Ebene eine andere, etwa bei der Bereitstellung von Spiel- und Trainingshallen. Und auch bei der Zahlung der Gehälter gibt es weit weniger Abzüge als in Deutschland – vom Brutto bleibt viel mehr Netto.

Nun ist es aber auch nicht so, dass in Italiens Volleyball nur Milch und Honig fließen. Die Top-Vereine zahlen zwar Top-Gehälter an Top-Stars. Darunter jedoch geht es auch weniger spektakulär zu. Bei den meisten der am Ende der Tabelle platzierten Klubs hört man auch gelegentlich von platzenden (finanziellen) Zusagen. BR Volleys Kapitän Ruben Schott, der eine Saison in Italien sowie drei in Polen verbrachte, findet „die polnische PlusLiga sogar noch etwas professioneller als die SuperLega“, was das Umfeld und die öffentliche Aufmerksamkeit angeht. Tatsächlich sind die Zuschauerzahlen in Polen noch ein Stück höher als in Italien und vor einer Kulisse wie am Mittwoch in der Max-Schmeling-Halle spielt auch Trentino nicht jeden Tag.

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Aber reicht die Begeisterung des Berliner Publikums, einen Kontrahenten mit den drei Weltmeistern Daniele Lavia, Riccardo Sbertoli sowie Michieletto im Team wirklich in Unruhe zu bringen? Itas Trentino hat seine Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison noch einmal auf zwei Positionen umgebaut. Der slowenische Mittelblocker Jan Kozamernik und Kamil Rychlicki, Diagonalangreifer aus Luxemburg mit italienischem Pass, kamen als schlagkräftige Verstärkung hinzu. Respekt vor den BR Volleys ist dennoch vorhanden. „Das ist absolut ein Gegner, den man nicht unterschätzen sollte“, sagt der serbische Itas-Kapitän Marko Podrascanin, „zum vierten Mal in Folge gehört der Klub zu den acht Besten in der Champions League. Das Hinspiel in der Max-Schmeling-Halle wird schon entscheidend sein.“ Offenbar hat er nicht vergessen: Schon zweimal musste Itas im Volleyballtempel großen Widerstand brechen, 2021 beim 1:3 aus Berliner Sicht und 2022 beim 3:2-Erfolg des Heimteams, das aufgrund des Hinspielergebnisses (0:3) dennoch für Trentino zum Weiterkommen reichte.

Tickets für den großen Champions-League-Abend: www.br-volleys.de/tickets

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