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Das Rekord(meister)duell: Was dieses Finale außergewöhnlich macht

Sa 13.04.2024
Foto: Wells, Kram, Franz
Foto: Wells, Kram, Franz

Lange schien es, als könnten die Helios Grizzlys Giesen diesmal dazwischenfunken. Die Niedersachsen hatten den VfB Friedrichshafen am Rande des Ausscheidens, aber in fünf packenden Duellen setzten sich nach den BR Volleys (gegen die SVG Lüneburg) auch die Häfler in den Playoff-Halbfinals durch. Wieder einmal: Damit kommt es erneut zum "ewigen Finale" zwischen den deutschen Topvereinen, die sich nun zum elften Mal in Folge in der Endspielserie gegenüber stehen. Danach kann es nur noch einen Rekordmeister geben: Beide Klubs haben den bedeutendsten nationalen Titel bislang dreizehn Mal gewonnen. Am Montag (15. Apr um 19.30 Uhr) steigt das erste Finale im Volleyballtempel (www.br-volleys.de/tickets).

Es ist der Klassiker des deutschen Volleyballsports mit ungezählten Höhepunkten, Enttäuschungen, Comebacks und kleinen, mitunter feinen Episoden. Wo fängt man also an mit einem Rückblick? Wen fragt man zuerst nach seinen Erinnerungen? Niemand scheint dafür mehr geeignet als der BR Volleys Geschäftsführer Kaweh Niroomand. All die Jahre hat er mitgefiebert, mal mitglitten, mal mitgefeiert. Und er war tatsächlich bei jedem Finalspiel der Berliner dabei. Einen besonderen Platz in seiner Rückschau nimmt der 01. Mai 2016 in der Max-Schmeling-Halle ein. Es war bekannt, dass sein Verhältnis zu Friedrichshafens Trainer Stelian Moculescu, gelinde gesagt, angespannt war. „Wir hatten jahrelang nicht miteinander gesprochen“, erinnert sich Niroomand. An diesem Tag änderte sich das, obwohl die BR Volleys dem VfB gerade den Titel abgejagt hatten. Moculescu wollte nach der Saison seine Karriere beenden und war direkt nach Spielende enttäuscht aus der Arena gestürmt. „Seine Tochter holte ihn zurück. Wir hatten uns nämlich vorgenommen, ihn gebührend zu verabschieden“, erzählt Niroomand. Unter den stehenden Ovationen der mehr als 8.000 Zuschauer übereichte er dem verblüfften Dauerrivalen Blumen und eine Auswahl sehr guter Weine. Auf der Anzeigetafel konnte Moculescu eine Laudatio auf seine Erfolge lesen. Der gebürtige Rumäne war nicht nur überrascht, er war auch gerührt. „Das war der Türöffner für unsere heutige Freundschaft“, sagt Niroomand.
 

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Auch für andere war dieser Tag besonders emotional. Für die Fans, die zum ersten Mal dabei sein konnten, als ihre Lieblinge im Volleyballtempel die Meistertrophäe in die Höhe stemmten, endlich. Trainer Roberto Serniotti feierte nicht nur 54. Geburtstag, er hatte mit seiner Mannschaft nach dem Gewinn des DVV-Pokals und des europäischen CEV-Cups mit der Meisterschaft das historische Titel-Triple für die BR Volleys perfekt gemacht. Besonders glücklich war Berlins Diagonalangreifer Paul Carroll: „Es war großartig, weil ich vor den Augen meiner Eltern, meiner Frau und unseres kleinen Sohnes gewonnen habe.“ Der Australier wurde zum wertvollsten Spieler der Finalserie gewählt, das war ein kleiner Ersatz dafür, dass die Saison zuvor für ihn unglücklich endete. Auch daran erinnert sich Niroomand. „Wir lagen in der Serie 2:1 vorn. Im dritten Spiel hatten wir auswärts mit 3:0 deutlich gewonnen. Alles war bereitet, unsere Arena war ausverkauft, der Regierende Bürgermeister war dabei. Aber dann verletzte sich Paul kurz vor dem vierten Finalspiel.“ Ein Schock für sein Team, das sich zwar gegen die drohende Niederlage stemmte und dennoch im Tiebreak trotz einer 13:11-Führung knapp verlor. Danach ließen sich die Häfler im alles entscheidenden Finale vor heimischer Kulisse ihre Chance nicht nehmen. Carroll schaute tieftraurig zu, „die Luft“, berichtet Niroomand, „war raus. Dabei waren wir in der Serie davor richtig dominant.“

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Es war das einzige Mal in den vergangenen zwölf Jahren, dass die BR Volleys eine Finalserie verloren. Aber etliche Male ging es dabei äußerst eng zu. Etwa 2013. Das fünfte Match fand am Bodensee statt, die Anführer des Berliner Teams waren Robert Kromm, Scott Touzinsky, Tomas Kmet, Felix Fischer und Carroll. Aber ein anderer machte im entscheidenden Moment die Punkte. Im Tiebreak wähnten sich die Hausherren beim Stand von 8:4 schon auf der Meisterstraße. Eine Aufschlagserie von Roko Sikiric zum 9:9 leitete jedoch die Wende ein. Nicht nur deshalb war die Partie pure Werbung für den Volleyball. Mark Lebedew, der heute Friedrichshafens Trainer ist, fasste die Dramatik dieses Spiels wie folgt zusammen: „Ich habe heute alle sieben Stufen der Hölle erlebt.“ Er fügte erleichtert hinzu: „Und einige Stufen des Himmels auch.“

Kurios war der Verlauf am Ende der Saison 2016/2017. Weil die BR Volleys völlig überraschend das Finalturnier der CEV Champions League erreicht hatten, wurde der Modus der Meisterschaftsserie kurzerhand auf „best of three“ verkürzt. Roberto Serniottis Team verlor das erste Endspiel auswärts in Friedrichshafen glatt mit 0:3. Danach folgte die Reise nach Rom mit zwei Niederlagen gegen Zenit Kasan (RUS) und Cucine Lube Civitanova (ITA). Zurück in der Heimat wurde der VfB mit 3:1 besiegt, wobei der sonst stets besonnene Coach Serniotti deratig zornig wurde, dass ihm der Schiedsrichter die Rote Karte zeigte. Nach dem ersten Saisonsieg gegen die Friedrichshafener nach zuvor fünf Niederlagen konnte er wieder lachen. Erst recht nach dem nun folgenden 3:1 am Bodensee im 512. und letzten Spiel der Vereinslegende Felix Fischer. Kapitän Robert Kromm sagte: „Ich freue mich ganz besonders für Felix und dieses grandiose Ende einer noch grandioseren Karriere.“

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Es war der erste vergebliche Anlauf von Vital Heynen auf den Meistertitel. Mit der polnischen Nationalmannschaft wurde der belgische Erfolgstrainer Weltmeister, mit der deutschen WM-Dritter. Die BR Volleys allerdings schlugen ihm im entscheidenden Moment stets ein Schnippchen. Auch beim zweiten Versuch. Damals hatte er mit dem VfB im Saisonverlauf sogar fünf Mal gegen die Berliner gewonnen, beim Supercup, um Bundesligapunkte und sogar in der Champions League – ehe die Finalserie begann. Sein Gegenspieler war: Stelian Moculescu, der Mitte der Saison völlig überraschend den glücklosen Luke Reynolds als Trainer abgelöst hatte. Ein meisterlicher Schachzug für alle Beteiligten. Trotz der vorherigen Pleiten im deutsch-deutschen Duell des Playoff-12 der Königsklasse bewahrte der Routinier die Ruhe und versprach: „Am Ende der Saison werden wir da sein.“ Die ersten beiden Finalspiele gewann sein Team, die nächsten beiden verlor es. Aber das war ja noch nicht das Ende. Das fünfte Endspiel in der ZF-Arena ging 3:0 an Berlin. Heynen tobte, Moculescu lächelte und trat mit seinem 20. Meistertitel ab. Ebenso Kromm und Carroll.

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Der neue Trainer hieß Cedric Enard, und wer hätte vorhergesagt, dass er mit vier gewonnenen Meisterschaften der erfolgreichste in der Geschichte der Berlin Recycling Volleys werden würde? Er musste aber wie Lebedew vor ihm mehr als einmal „alle sieben Stufen der Hölle“ erleben. Gleich im ersten Jahr mit seinem neu formierten Team um die Leistungsträger Sergey Grankin, Benjamin Patch, Samuel Tuia und Moritz Reichert. Friedrichshafen gewann die ersten beiden Heimspiele klar, Berlin seine nur knapp. Dramatisch verlief das fünfte Match. Die BR Volleys führten 2:0 nach Sätzen, die Gastgeber glichen aus und verwandelten ihre ZF-Arena in ein Tollhaus. Patch ragte mit seinen 29 Punkten heraus, doch den Matchball verwandelte Reichert mit einem Ass zum 16:14 im Tiebreak. Damit stand der zehnte Meistertitel für die BR Volleys. Bitter verlief die folgende Spielzeit: Corona verhinderte Titel Nummer elf. Enards Mannschaft hatte national bis zum Abbruch der Saison nur zwei Spieltage vor Schluss der Hauptrunde kein einziges Match verloren. Ziemlich eindeutig wurde der Gewinn der Meisterschaft ein Jahr darauf nachgeholt, drei Endspiele reichten gegen damals ersatzgeschwächte Häfler aus. Allerdings durften immer noch keine Zuschauer am Erfolg teilhaben.

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Die Spannung kehrte 2021/2022 zurück – und Schritt für Schritt bei wechselnden Corona-Bestimmungen auch die Zuschauer. Zunächst die Spannung. Im ersten Finalspiel vergaben die Berliner nach einer 2:0-Satzführung zuhause zwei Matchbälle, verloren den Tiebreak 14:16. Der VfB legte daheim mit 3:1 nach. Mit enormer Willenskraft kehrten die BR Volleys zurück und wurden zum ersten Team der Ligageschichte, das einen 0:2-Rückstand in einer Finalserie noch in ein 3:2 verwandelte. Dabei hat Kaweh Niroomand besonders ein Akteur beeindruckt. „Samuel Tuia. Er war kein Stammspieler in der Saison. Enard brachte ihn mitten im vierten Endspiel. Mit ihm kam die Wende. Nicht, weil er unglaublich gut Volleyball gespielt hat, sondern aufgrund seiner Einstellung. Du brauchst in einer solchen Serie Mentalitätsspieler wie ihn, die in der Lage sind, reinzukommen und zu sagen: So, Jungs, jetzt drehen wir das Match hier um.“ Die Hauptstädter drehten und erzwangen ein fünftes Spiel. Plötzlich konnten wieder 8.553 Besucher in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle dabei sein und die Meisterschaft mit einem spektakulären Ende bejubeln. Der reaktionsschnelle Libero Santiago Danani fischte einen Ball fast aus der Zuschauerzone zurück auf den Court, Tim Carle verwandelte zum 25:22, dem finalen Punkt nach vier Sätzen. Vermutlich der spektakulärste Matchball, der jemals eine Endspielserie der Volleyball Bundesliga beendete.

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Enard schaffte in der Saison 2022/2023 auch den nächsten Generationswechsel – nun ohne Grankin, ohne Patch, ohne Tuia, ohne Danani und Georg Klein. Dafür mit neuen Ankern wie Carle, Marek Sotola und Ruben Schott. Und natürlich Johannes Tille, der ursprünglich als zweiter Zuspieler verpflichtet wurde und später in den Finals dreimal zum MVP gekürt wurde. Richtig spannend wurde es selten, zumindest wenn man die vorangegangenen Spieljahre als Maßstab ansetzt. Wieder sahen 8.553 Fans im Berliner Volleyballtempel zu, wie das BR Volleys Team die Serie, diesmal in drei Duellen erfolgreich beendete.Die emotionalen Höhepunkte waren eine Rudelbildung im vierten Satz der letzten Partie, nach der Friedrichshafens Mittelblocker Andrew Brown das Spielfeld verlassen musste, und wenig später natürlich der Matchball-Block zum glücklichen 27:25, eine Gemeinschaftsproduktion von Saso Stalekar und Marek Sotola.

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Wie die Finalserie 2023/2024 zwischen den „ewigen Rivalen“ verlaufen und enden wird, ist schwer vorherzusagen. Aber wenn sich der VfB Friedrichshafen und die BR Volleys gegenüberstehen, geht es eigentlich nicht ohne eine neue, denkwürdige Geschichte. Fest steht jedenfalls, dass es danach wieder nur einen Rekordmeister geben wird.

Alle Ansetzungen für das Playoff-Finale:
Spiel 1 | 15. Apr | Montag | 19.30 Uhr | Max-Schmeling-Halle
Spiel 2 | 17. Apr | Mittwoch | 19.00 Uhr | SPACETECH Arena
Spiel 3 | 20. Apr | Samstag | 18.00 Uhr | Max-Schmeling-Halle
Spiel 4* | 23. Apr | Dienstag | 19.00 Uhr | SPACETECH Arena
Spiel 5* | 28. Apr | Sonntag | 16.00 Uhr | Max-Schmeling-Halle
(*wenn zuvor noch keine Entscheidung gefallen ist)

Zur kompletten Playoff-Übersicht 2024 geht es >>> HIER <<<

Tickets für die Playoff-Finals der BR Volleys:
www.br-volleys.de/tickets

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