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Philipp Engelhardt: Vom Fanblock ins Management

Do 20.11.2025
Fotos: Andreas Gora, Justus Stegemann, privat
Fotos: Andreas Gora, Justus Stegemann, privat

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder schon von klein auf zu Sportveranstaltungen gehen und mit ganzem Herzen Fans werden. Dass sie in ihrer Begeisterung schließlich kein Spiel mehr verpassen wollen, mit ihrem Club fiebern, feiern und manchmal auch trauern. Die Wenigsten von ihnen werden allerdings im späteren Leben bei ihrem Herzensverein den Aufstieg ins Management schaffen. Philipp Engelhardt ist genau das geglückt – auf kleinen Umwegen. Eine Geschichte aus der BR Volleys-Familie:

Etwas Besonderes ist es immer noch für den 30-Jährigen, selbst in seiner fünften Saison als Teil des Managements, Trainingsgast zu sein. Oder wenn die Spieler unter lautem Jubel in die Max-Schmeling-Halle einlaufen. Obwohl er nur Zuschauer ist. Stimmt nicht ganz: Ausschließlich Zuschauer war er früher, mehr als die Hälfte seines Lebens, hat mit seinem Vater Dirk auf der Tribüne gesessen und die BR Volleys nach Kräften angefeuert. Heute sieht Philipp Engelhardt die BR Volleys aus einer anderen Perspektive. Nicht mehr als Fan im orange leuchtenden Trikot, sondern als Manager im feinen Zwirn. Der junge Mann lebt seinen beruflichen Traum. Dass ihm das ermöglicht wird, „dafür bin ich extrem dankbar“.

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Wie so viele Jungs wollte Klein-Philipp anfangs Fußballer werden. Doch nach drei, vier Jahren „hatte ich darauf überhaupt keinen Bock mehr“. Stattdessen ist der mittlerweile zehnjährige Filius mitgegangen, wenn sein Vater sich mit Kumpels zum Freizeit-Volleyball traf. Ein paar andere Kinder waren auch da, mit denen man spielen konnte, und so wurde eine Regelmäßigkeit daraus. Philipp Engelhardt begann schließlich selbst ernsthaft mit dem Sport, zunächst in der Freizeitmannschaft seines Vaters, trat dann dem VfK Südwest, einem der heutigen BR Volleys Partnervereine, bei und schaffte es sogar für eine Saison ins Team der SCC JUNIORS. Doch sein Talent, so viel war ihm klar, würde nicht zur Profikarriere reichen. In der Bundesliga zuschauen wollte er trotzdem. So gingen Vater und Sohn zunächst in die Sömmeringhalle zu den Partien des SC Charlottenburg und später nach dem Umzug und der Umbenennung in BR Volleys in den Volleyballtempel. Mit Saisonkarten. Die Identifikation war so riesig wie die freundlichen und nahbaren Stars auf dem Parkett. Und so folgten bald erste Auswärtsreisen. Zum VC Mitteldeutschland, zum VC Dresden. Oder zum Pokalfinale in Halle/Westfalen.

Haching im April 2012 blieb als prägendstes Erlebnis in Erinnerung. „Als wir vor dem ersten Finale in unserem Hotel ankamen, waren wir überrascht, die Profis dort zu treffen“, erzählt Dirk Engelhardt, „uns war das ein bisschen peinlich, aber die fühlten sich gar nicht belästigt, im Gegenteil: Sie freuten sich über unsere Unterstützung. Geschäftsführer Kaweh Niroomand sagte uns sogar, wo die Mannschaft nach dem Spiel essen wollte und meinte, wir sollten gern auch dorthin kommen. Sie haben dann verloren, und wir sind doch lieber woanders hingegangen.“ Zum absoluten Highlight wurde das fünfte Finale. „Da liegst du im fünften Satz 12:14 zurück, gewinnst 16:14. Das ist nach wie vor das krasseste Erlebnis, das ich mit den BR Volleys hatte“, erinnert sich sein Sohn, „wir machen den letzten Punkt, Scott Touzinsky mit nem Block, sind alle in völliger Ekstase. Jaroslav Skach, der damalige Zuspieler, zieht sein Trikot aus, rennt zur Fankurve und schmeißt es in den Block. Und wer fängt es? Ich. Das habe ich heute noch. Ich war stolz wie Bolle.“

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Auch unvergessen: der Doppel-Trip 2016, samstags mit Hertha 4:3 in Augsburg gewonnen, tags darauf in Friedrichshafen mit den BR Volleys Meister geworden. Wieder waren die Fans bei der Feier-Sause willkommen. „Diese große Nähe haben wir immer als sehr angenehm empfunden“, sagt Steuerberater Dirk Engelhardt. Sie ist bis heute ein Markenzeichen der BR Volleys, egal, wer dazugehörte. Deshalb sind Vater und Sohn dem Verein treu geblieben, „natürlich auch weil wir es sehr schön fanden, dass wir etwas gemeinsam unternehmen konnten“.

Doch mit einer Saisonkarte wird man noch nicht zum Manager. Ohne große Freude machte der junge Mann sein Abitur. „Schule war nie so meins“, und dennoch fand Engelhardt beruflich seinen Weg. Eine Zeit lang produzierte er mit einer Drohnenkamera Videos für Unternehmen. Einen der Auftraggeber kannte er sehr gut: Die BR Volleys wünschten sich von ihm eine spezielle Art der Vorstellung ihres Zugangs Anton Brehme. Offenbar machte er einen guten Eindruck. Nach einer Weile kam ein Anruf aus der Geschäftsstelle, wo eine Stelle zu vergeben sei. „Als ich da hingefahren bin, dachte ich: Wenn ich die Chance bekomme, sage ich sofort zu“, erzählt er, „völlig egal, was man verdient. Völlig egal, was ich tun muss.“ Die Verbindung von Hobby und Beruf war beschlossene Sache. Und war es zunächst doch nicht. Zwar machte der Deutsche Meister einem seiner größten Fans ein Angebot. Doch es ging um einen Posten im Ticketing. „Ich habe eine Woche überlegt, mich mit meiner Partnerin und meiner Familie besprochen. Und ich hab: abgesagt.“ Eine Enttäuschung für beide Seiten. 

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So war er überrascht, als zwei Wochen später ein Anruf kam, Kaweh Niroomand wolle sich mit ihm unterhalten. „Ich dachte, er wollte mich überreden, das Ticketing doch zu machen.“ Es kam ganz anders. Das Gespräch war sehr entspannt, man sprach über Gott und die Welt. Nach einer Stunde sagte Niroomand: „Okay, Philipp, pass auf, wir haben hier noch eine zweite Stelle. Das ist das Sponsoring. Du bist noch viel zu jung. Du siehst sogar noch viel jünger aus, als du bist. Du hast null Erfahrung. Aber ich würde es gern mit dir probieren.“ Engelhardt bekam wieder eine Woche Bedenkzeit. Diesmal fuhr er beschwingt nach Hause. Tag für Tag mit Menschen zu tun haben, die Partner des Vereins betreuen, Verträge ausarbeiten und lernen, wie man neue Sponsoren hinzugewinnt: So etwas hatte sich der junge Mann gewünscht. „Das liegt mir“, sagte er nach einer Stunde zu. Das war 2021. Keine seiner beiden Entscheidungen hat er bis heute bereut. „Ich bekomme sehr viel Vertrauen von der Geschäftsführung, für die meisten Partner bin ich inzwischen allein verantwortlich. Es macht mir ganz viel Spaß. Ich kann mir vorstellen, das noch zehn Jahre zu machen.“ 

Sein Arbeitgeber scheint auch sehr zufrieden zu sein. „Philipp hat alle Eigenschaften, die wir brauchen“, lobt Niroomand, „er ist engagiert, sehr fleißig, mit Herzblut bei der Sache. Seit er ein kleiner Junge ist, ist er ein BR Volleys-Anhänger. Er hat sich im Laufe der Jahre überragend entwickelt. Obwohl er noch so jung ist, hat er sich ein gutes Standing bei den Partnern erarbeitet. Ich bin sehr froh, dass er bei uns ist.“ Was ihm von Anfang an gefallen hat, ist sein Auftreten: „Er hat eine gute Kinderstube, ist mit bestimmten Werten aufgewachsen. Dieser Umgang, dieser Respekt vor anderen Leuten, höflich zu sein, das bringt er alles von zu Hause mit.“

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Einziger Leidtragender des beruflichen Aufstiegs von Philipp Engelhardt war anfangs nur sein Vater. Wer sollte nun mit ihm zu den Spielen der BR Volleys gehen und auf der Tribüne mitfiebern? Sein Sohn hat dafür keine Zeit mehr. Tapfer hat er sich trotzdem eine Dauerkarte gekauft und schaut jetzt gemeinsam mit seiner Frau bei den Spielen zu. Bald wird sicher auch die kleine Enkelin Emma regelmäßig dabei sein, denn die orange Fanliebe kann eigentlich nur vererbt worden sein.

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